Nationale Alleentagung 2025: Weichen für den Schutz der Alleen gestellt
Der dramatische Verlust des Alleenbestandes in den meisten Bundesländern macht Handeln dringend erforderlich. Welche Strategien können wir gemeinsam entwickeln, um Alleen zu
erhalten und neue für die Zukunft zu begründen?
Die Nationale Alleentagung 2025 bot eine hervorragende Gelegenheit, Konzepte für den Schutz, die Neupflanzung und die professionelle Unterhaltung von Straßenbäumen zu diskutieren.
Gekommen waren 170 Interessierte aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden. Organisiert wurde die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Veranstaltung von der Stiftung DIE GRÜNE STADT in Kooperation mit dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und
Sportplatzbau e.V. (BGL), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), dem Förderverein Baukultur Brandenburg e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und
Landschaftskultur e.V. (DGGL).
Ein großer Dank geht an das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, dessen Minister die Schirmherrschaft für diese Tagung übernommen hat.
Niedersachsen beeindruckt durch viele und artenreiche Alleen. Minister Christian Meyer betonte:
„Niedersachsen ist Land der Alleen und seit dem Volksbegehren Artenschutz sind diese besonders
geschütztes Landschaftselement im Niedersächsischen Naturschutzgesetz. Sie prägen unser Landschaftsbild seit Jahrhunderten und sind wichtige Biotopvernetzungsräume. Ich freue mich, dass die bundesweite Alleentagung dieses Mal in unserer niedersächsischen Landesvertretung in Berlin stattfindet. Alleen leisten einen wichtigen Beitrag für den Natur- und Landschaftshaushalt: Sie prägen in einigen Teilen Niedersachsen das Landschaftsbild und haben positive Wirkung auf die Umgebungstemperatur und das Klima, produzieren Sauerstoff, filtern Schadstoffe aus Luft und Wasser, vermindern Windgeschwindigkeiten und Bodenerosion. Sie sind nicht nur Lebensraum für
bedrohte Arten, sondern vernetzen diese miteinander.“
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde hob in seinem Grußwort die Bedeutung der Alleen als ökologisches, kulturelles und landschaftsprägendes Element in der gesamten Bundesrepublik
hervor und betonte die Notwendigkeit gemeinsamer Anstrengungen für ihren Schutz. „Alleen und Stadtbäume sind echte Verbündete für eine klimaangepasste Stadt- und Landschaftsentwicklung.
Sie erhöhen die Artenvielfalt und verbinden Lebensräume“, so Bonde. Ihr Potenzial müsse geschützt und ausgeweitet werden. Bonde weiter: „Der Handlungsbedarf für einen zukunftsfähigen Alleenschutz ist groß und erfordert innovative Konzepte sowie eine enge Zusammenarbeit aller Akteure.“ Dafür sei die erste nationale Alleentagung eine ausgezeichnete
Ausgangsbasis.
Staatssekretär Georg Beyer vom brandenburgischen Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz betonte:
"Brandenburg ist das alleenreichste Bundesland. Alleen prägen das Bild des ländlichen Raumes und gehören zur hiesigen menschengemachten Kulturlandschaft, die es gleichermaßen zu bewahren wie weiterzuentwickeln gilt. Unsere Alleen stehen dabei geradezu symbolisch für die schwierigen Debatten um die EU-Wiederherstellungsverordnung. Bäume wachsen in der Natur nicht in Doppelreihen und sind schon gar nicht gleichaltrig. Und doch hat der Mensch aus ihnen etwas so
herrliches wie eine Allee - fast könnte man sagen - gegen die Natur geschaffen. Die Brandenburger Landesregierung hat sich deshalb mit der Alleenkonzeption 2030 und auch im Klimaplan den Ausbau
des Alleenbestandes als Kulturtat zum "Wiederherstellungsziel" gesetzt."
DGGL-Präsidentin Prof. Dr.-Ing. Bettina Oppermann unterstrich: „Die Gestaltung und Unterhaltung von Alleen erfordert ein kontinuierliches und langfristiges Engagement. Alleen sind keine kurzfristigen Projekte, sondern Mehrgenerationenaufgaben.“ Ihre Worte machen deutlich,
dass vorausschauende Entwicklungskonzepte notwendig sind, um dieses Kulturgut für künftige Generationen zu erhalten.
Die Tagung gliederte sich in Fachvorträge, Diskussionsrunden und Praxisberichte. In verschiedenen Panels wurden Forschungsergebnisse, Entwicklungskonzepte und politische Rahmenbedingungen
vorgestellt. Neben Bestandsanalysen und Ideen für zukünftige Alleenentwicklung standen Baumarten und -sorten sowie die vor allem die notwendigen Rahmenbedingungen für erfolgreichen Alleenschutz aus der Sicht von Eigentümern, Baumschulen, Baumpflegern und Umweltverbänden im Mittelpunkt.
Bei einer Podiumsdiskussion diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Naturschutzorganisationen abschließend über die anstehenden Schritte für einen besseren Schutz der Alleen in Deutschland.
Historischer Rückgang der Alleenbestände
Alleen prägen seit Jahrhunderten die Kulturlandschaft Deutschlands. Doch insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern sind die
Bestände drastisch zurückgegangen, und das trotz gesetzlicher Schutzmaßnahmen in einigen Bundesländern und zahlreicher Initiativen. Besonders deutlich wird dies anhand der erstmaligen
Erfassung der Alleen im Rahmen des DBU-geförderten Forschungsprojekts „Alleen in Deutschland“
durch die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) – vorgestellt von Prof. Dr. Jürgen Peters. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg nehmen mit umfassenden Konzepten
zum Alleenschutz durch viele Neuanpflanzungen eine Vorbildfunktion ein.
Baumpflege und neue Pflanzstrategien
Ein besonderer Fokus lag auf der Erhaltung und Pflege bestehender Alleen. Matthias Lösch, Vizepräsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V., unterstrich: „Für
den langfristigen Erhalt der Alleen ist eine vorausschauende und nachhaltige Pflege unerlässlich. Dies erfordert nicht nur Fachwissen, sondern auch eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten
Akteure.“
Neben der Pflege stand auch die Neupflanzung im Fokus. Die Frage, welche Baumarten wir in Zukunft an unsere Straßen und Wege pflanzen, beschäftigt alle, die damit beauftragt sind,
zunehmend.
Bürger für Bäume
Mit bürgerschaftlichem Engagement gelingt es bundesweit jedes Jahr, Alleen vor dem Fällen zu bewahren und Neuanpflanzungen zu organisieren. Auf der Tagung wurde gezeigt, wie vielfältig diese Aktionen sind und wie viel Energie und Freude gemeinsame Erfolge bringen können.
Fachlicher Austausch und Lösungsansätze
Mit der Nationalen Alleentagung 2025 wurde ein klares Signal gesetzt: Alleen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft und müssen in den Fokus von Naturschutz und Stadtplanung rücken. Die Tagung bot für den bundesweiten Austausch über aktuelle Entwicklungen und
Perspektiven im Alleenschutz eine ideale Plattform. Allerdings bedarf es dazu eines regelmäßigen fachlichen Austauschs. Deshalb sollen die Alleen in einer weiteren nationalen Alleentagung in zwei bis drei Jahren wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt werden.
Zur Tagung erscheint mit allen Tagungsbeiträgen das DGGL-Themenbuch Nr.20 „Alleen Perspektiven im Klimawandel“ – erhältlich auch nach der Tagung zum Preis von 21,- € über info@dggl.org.
Weitere Informationen zur Veranstaltung und das detaillierte Tagungsprogramm finden Sie unter
https://die-gruene-stadt.de/nationale-alleentagung-2025/
KONTAKT
Philipp Sattler
veranstaltung@die-gruene-stadt.de
Stiftung DIE GRÜNE STADT
Pariser Platz 6, 10117 Berlin
www.die-gruene-stadt.de
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