Die Freundschaftsinsel in Potsdam als Treffpunkt für Landschaftsgärtner, Landschaftsarchitekten und

Wie im vergangenen Jahr hatten Landschaftsgärtner und Landschaftsarchitekten zu ihrem gemeinsamen Sommerfest auf die Freundschaftsinsel in Potsdam eingeladen. Fast 300 Gäste aus Politik und Verwaltung aber auch Auftraggeber aus dem Bereich der Wohnungswirtschaft folgten am 18. August der Einladung und konnten in einer der schönsten Grünanlagen der Region einen der wenigen wirklichen Sommertage dieses Jahres erleben.

RBB - Moderator Hellmuth Henneberg begrüßte die Gäste im Namen der Veranstalter und begann das Gespräch zum Thema „Wertschöpfung durch Grün“ mit einigen Fragen an Professor Alfred Niesel, in der Branche bekannt als Autor einschlägiger Fachliteratur und von vielen Beiträgen in der „Neuen Landschaft“. Niesel lobte den Pflegezustand der Freundschaftsinsel und einiger Prestigeobjekte in Potsdam wie den Park Sanssouci, beklagte aber gleichzeitig, dass woanders in vielen Bereichen nur noch „billig“ angesagt sei. Er forderte die Zusammenarbeit der Verantwortlichen in den Kommunen mit den Fachleuten der grünen Branche, um wirtschaftliche Konzepte zu entwickeln, die preiswert – aber eben nicht billig - zu bestmöglichen Ergebnissen führen. In der folgenden ersten Gesprächsrunde betonte zunächst der Vertreter des Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung Jürgen Schweinberger, dass im Rahmen der Stadtentwicklung eine Menge getan wird und die Hälfte des zur Verfügung stehenden Geldes in die Revitalisierung der öffentlichen Räume fließt. Es würde alles getan, um mit den immer knapper werdenden Mitteln möglichst viel zu erreichen. Christoph Hartmann, Vorsitzender des FGL Berlin/Brandenburg betonte, dass die Investitionen ja gut und schön wären, aber Geld für Pflege fehlt und die Grünanlagen deshalb schließlich verkommen. Visionen für zukünftige Landesgartenschauen? Staatssekretär Dietmar Schulze (MLUV) hob die nachhaltige Wirkung der Landesgartenschauen in Luckau und Eberswalde als größte Investitionen des Landes in Grün hervor. Obwohl die Gartenschauen in den verschiedenen Ressorts der Landesregierung durchaus umstritten sind, wird das Landwirtschaftsministerium sich für den Erhalt vehement einsetzen. Auch über die Kriterien, nach denen man die Gartenschaustädte auswählt, wird landesweit diskutiert. Für Jürgen Schweinberger muss klar werden, was erreicht werden soll: Starke Städte weiter stärken oder schwache Kommunen entwickeln, die aber schnell an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit kommen! Der BDLA – Landesvorsitzende Jens Henningsen forderte eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit dem Förderverein Landesgartenschauen, insbesondere mit den Landschaftsarchitekten und den Landschaftsgärtnern. Was von Peter Herrmann – Vorsitzender des Fachverbandes GaLaBau Land Brandenburg mit dem Hinweis auf neue Ideen z.B. die Verknüpfung der Landesgartenschauen mit Ausbildungsprojekten, Themengärten usw. unterstützt wurde. Nach einem kurzen Exkurs zum Spreebogenpark, der – erst kürzlich fertig gestellt – durch die Entscheidung, ihn zum Eventraum während der Fußball – WM zu machen, aus Sicht der Landschaftsgärtner seiner Zerstörung entgegengeht, richtete Frau Dunger-Löper, Staatssekretärin Bauen und Wohnen in der Senatsverwaltung, einige Grußworte an die Anwesenden. Sie betonte, dass Grünanlagen wie die Freundschaftsinsel zeigen, wie es am besten wäre, aber die öffentlichen Haushalte diese Kosten nicht tragen können. Andere Finanzierungsmöglichkeiten müssen gesucht werde. Das war der Einstieg in die zweite Diskussionsrunde, denn diese anderen Finanzierungsmöglichkeiten heißen in vielen Kommunen relativ einfallslos ABM und 1-€-Job und der Einsatz der geförderten Arbeitskräfte im Bereich der Grünanlagen ist so auch eines der größten Probleme der Landschaftsgärtner in Berlin und Brandenburg. Gefahr für den Landschaftsbau durch 1-€-Jobs Sabine Hübner, Abteilungsleiterin im Arbeitsministerium Brandenburgs, räumte ein, dass in den ARGE’n zunächst überwiegend das Instrument der 1-€-Jobs bedient wurde, aber jetzt umgesteuert werden muss und verstärkt andere Möglichkeiten, wie Qualifizierung oder die Entgeltvariante genutzt werden sollen. Elke Hube, für das Grün in Spandau zuständig und besonders engagiert für die Erhaltung der Grünflächenämter in Berlin, schilderte lebhaft, dass die Politik offensichtlich erwarte, dass Pflegearbeiten von 1-€-Jobbern durchgeführt werden. Obwohl theoretisch nur zusätzliche Arbeiten verrichtet werden dürfen, werden in Berlin 1.500 Stellen abgebaut, junge Leute haben keine Chance; 250 Auszubildende der öffentlichen Hand bleiben ohne Arbeitsplatz! Christoph Hartmann unterstützte sie und betonte, dass es nicht sein könne, dass junge Fachkräfte nach ihrer Ausbildung direkt in den zweiten Arbeitsmarkt verschwinden. Obwohl sicherlich auch die öffentlichen Haushalte entlastet werden sollen, sei in Brandenburg bisher kaum Missbrauch festgestellt worden, betonte Sabine Hübner. Über die vom MASGF eingerichtete Hotline für Unternehmen sind bisher nur 27 Anrufe eingegangen, bei denen letztlich nur in zwei Fällen eingegriffen werden musste. Die Vorsitzenden der landschaftsgärtnerischen Fachverbände in Berlin und Brandenburg konnte sie damit nicht beruhigen. Beide bekräftigten, dass der Einsatz von ALG – II - Empfängern im Grünanlagenbereich lebensbedrohlich für den Garten- und Landschaftsbau ist und außerdem alle Versuche in den letzten 15 Jahren über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen die Situation zu verbessern nur Geld gekostet, aber kein Problem gelöst haben. Letztlich braucht man Arbeitsbeschaffung für den ersten Arbeitsmarkt, also Aufträge und sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse. Eine Chance fürs Grün in unseren Städten Prof. Niesel versuchte schließlich eine Zusammenfassung und stellte fest, dass seit Jahren die gleichen Probleme diskutiert aber nicht gelöst werden. Besonders ärgerlich sei, dass es zwar immer mal wieder Geld für Investitionen gäbe, für die Folgekosten aber nichts übrig ist. Wer in Grün investiert, muss auch dafür sorgen, dass es sich entwickelt. Denn Grün wird bei richtiger Pflege von Jahr zu Jahr immer wertvoller, bei einem Haus beginnt nach Fertigstellung der Verfall! Nach Ende des Gesprächs nutzten die Gäste rege die Möglichkeit zur Diskussion im kleinen Kreis und saßen noch lange zusammen. Vielleicht ist man hier und da auch der Lösung des einen oder anderen Problems näher gekommen!

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