Sommerfest im Europagarten2003 Frankfurt (Oder) am 21. August 2003
Kulisse für das diesjährige Sommerfest des Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Land Brandenburg e. V. und des Bund Deutscher Landschaftsarchitekten Landesgruppe Berlin/Brandenburg war der Europagarten2003 in Frankfurt (Oder).
Zunehmende Finanzschwäche der Städte und Kommunen im Land Brandenburg führt zu immer stärkeren Sparmaßnahmen auch im Zuständigkeitsbereich der Grünflächenämter. Es wird immer weniger Geld zur Gestaltung und Pflege des innerstädtischen Grüns geplant und ausgegeben. Die Firmen des Garten- und Landschaftsbaus und die Landschaftsarchitekten beobachten diese Entwicklung mit großer Sorge. Wird Grün bald Luxus sein? Hinzu kommt die Tatsache, dass in der Regel Aufträge an die billigsten Bieter vergeben werden, ohne Fachkunde und Qualität zu prüfen. Diese und andere Fragen wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema „ Gegenwart und Zukunft urbaner Grünflächen aus Sicht der Kommunen, Architekten und Unternehmen“ anläßlich des diesjährigen Sommerfestes diskutiert. Die große Zahl von 150 Gästen zeugt vom großen Interesse an der Suche nach verträglichen Lösungen für Planer, Landschaftsgärtner und Kommunen.
Prominenter Gast war Landtagspräsident Dr. Knoblich, der als ausgesprochener Gartenliebhaber gilt. Dr. Knoblich bemängelte die große Distanz zwischen Fachleuten und politischen Entscheidern und forderte, um die daraus folgenden Fehlentscheidungen zu vermeiden, die Verbände auf, aktiver auf die Probleme hinzuweisen. Dieser Forderung schloss sich auch Antje Solmsdorf, Leiterin des Bereiches Grün in Potsdam, an. Alle, denen das Grün in den Städten am Herzen liegt, sollten sich für dieses Ziel zusammentun.
Alle wüßten doch, dass grüne Innenstädte hohe Lebensqualität bedeuten, zur Wertsteigerung von Immobilien beitragen und die Attraktivität der Städte steigern, aber nur wenige setzen das in ihren politischen Entscheidungen um.
Dorit Bunk, zuständig für die Grünflächen in Frankfurt (Oder) sprach mit unüberhöbaren Stolz von einem enormen Imagegewinn der Stadt durch den Europagarten2003. Die Bevölkerung hat nach anfänglicher Skepsis den großen Wert für ihre Stadt erkannt. Inwieweit die Flächen durch eine entsprechende Pflege erhalten werden können, ist aber auch hier fraglich. Für Peter Herrmann, Vorsitzender des Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Land Brandenburg, der gemeinsam mit Jens Henningsen, Vorsitzender des BDLA Berlin/Brandenburg, die Diskussion leitete, ist es ein Unding, dass das wenige Geld, welches für Grünflächen da ist, in der Regel für den billigsten Bieter ausgegeben wird. Wer prüft noch Fachkunde und Leistungsfähigkeit? Letztlich entscheiden die Stadtkämmerer, ohne zu berücksichtigen, dass der Spruch “Wer billig kauft, kauft zweimal“ nach wie vor Gültigkeit hat. Hier gilt es für die Zukunft den Einfuß der Fachleute in den Kommunen zu stärken.
Der Geist des Europagartens, als deutsch-polnisches Projekt, hatte die Veranstalter veranlaßt, auch polnische Kollegen ins Podium zu bitten. Agnieska Slusarczyk erläuterte den Ablauf von Ausschreibungsverfahren in ihrer Heimatstadt Slubice. Öffentliche Ausschreibungen werden dort im Internet veröffentlicht. Auch deutsche Kollegen können sich beteiligen, tun es aber bis jetzt nicht.
Schließlich wurde das Thema Landesgartenschauen in Brandenburg angesprochen. Wichtigste Fragen waren die Rückkehr zu einem zweijährigem Rhythmus und der fehlende Haushaltstitel, was die Finanzierung einer Gartenschau jedesmal zu einem Balanceakt werden läßt. Dr. Knoblich gab sich überzeugt, dass nach den großen Erfolgen der ersten beiden Landesgartenschauen in Luckau und Eberswalde, die Landesregierung gar nicht anders kann, als eine kontinuierliche Durchführung von Gartenschauen durchzusetzen. Einen eigenen Haushaltstitel hält er aber für unwahrscheinlich.
Die Diskussion war ein Schritt in die richtige Richtung. Nur wenn alle Betroffenen zusammenrücken und gemeinsam gegen weitere Kürzungen und die Vernachlässigung der Grünflächen in den Kommunen vorgehen, haben wir eine Chance unsere Ziele umzusetzen.
Leider hatte aus dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Raumordnung, dem zuständigen Fachministerium, niemand Zeit gefunden, an der Veranstaltung teilzunehmen.
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